Schwalbenblinker

(fertiggestellt Sommer 2008)
(erweitert Sommer 2014)

Nachdem ich am 23. Geburtstag die Schwalbe meines Opas überlassen bekommen habe, bin ich zwei Jahre ohne Batterie und mit Handblinkern gefahren. Warum denn das? Nun, in der DDR war bei allen Mopeds tagsüber das Licht aus. Dafür war die Lichtmaschine ausgelegt. Die Spule für Rücklicht, Bremslicht, Blinker, Hupe, Leerlaufkontrollleuchte und Tachobeleuchtung war an eine Batterie gekoppelt, die sie aufgeladen hat. Die Batterie hat alle Lastspitzen problemlos ausgeglichen und da keine dauerhaften Verbraucher angeschlossen waren, wurde sie immer gut geladen. Nach der Wende kam die Tageslichtpflicht für alle Zweiräder und die Batterie wurde immer leer, weil das Rücklicht ständig gebrannt hat. Demzufolge wurde die Elektronik so umgestellt, dass die Blinker und die Hupe nicht mehr angeschlossen waren und nur noch die restlichen Verbraucher den Strom aus der Lichtmaschine bekamen. Das sollte ein Ende haben.


Bild 1: Die normale Schaltung. Die Schaltung (das Bild ist von www.moser-bs.de geholt und gemäß dieser Lizenz
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verändert. Es steht ebenfalls unter dieser Lizenz.

Alternativen

Zunächst muss ich zugeben: es hätte auch andere Alternativen gegeben. Eine alternative Lichtmaschine (VAPE) wäre durchaus drin gewesen, war aber irgendwie mit zu viel Gebastel und Kosten verbunden. Ebenso hätte man die Änderung rückgängig machen und die Batterie immer mal wieder laden können. Das war mir aber alles nichts.

Überlegungen

Die erste Feststellung war: es geht nur mit einer kompletten Umstellung auf LED. Daraus resultierte die große Frage: wie bekommt man möglichst viel Gleichstrom aus einer 21W-Spule bei Leerlaufdrehzahl? Das ist der maximale Anwendungsfall: Man steht an der Kreuzung am Berg und will rechts abbiegen. Es blinkt, es bremst, das Rücklicht ist ja sowieso an und zu allem Überfluss ist der Leerlauf drin. Die Hupe fiel auf jeden Fall erst mal ganz raus. Die hört man sowieso nicht. Nach einiger Simuliererei stellte sich heraus, dass eine Halbwellle nicht ausreicht. Das bedeutete größere Änderungen. Die Trennung der Spule von der Gehäusemasse war die Maßnahme, die das Projekt realistisch erscheinen ließ. Besonders ungünstig war, dass der Bremskontakt nur gegen Masse geht und damit das Potential schon auf der Gleichstromseite festgepinnt ist.


Bild 2: Der Zustand nach der Demontage. Die Schaltung (das Bild ist von www.moser-bs.de geholt und gemäß dieser Lizenz
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Der eigentliche Clou ist schon zu erahnen: Die Blinker blinken vorn und hinten abwechselnd um somit weniger Spitzenlast zu ziehen.


Bild 3: Die fertige Schaltung. Die Schaltung (das Bild ist von www.moser-bs.de geholt und gemäß dieser Lizenz
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Update

Bei dem Versuch, einen stecken gelassenen und daraufhin heimtückisch gestohlenen, Zündschlüssel temporär mit einem Schlüssel zu ersetzen habe ich diesen im Zündschloss abgebrochen. Dies nahm dann dem Projekt "Kill-Taster" die letzte Hürde (never touch a running system). Also alles nochmal auf und dabei sogar fotografiert. Hier erst einmal die Schalung (Bild 3a Demontage, Bild 3b letzte Variante der Verkabelung).


Bild 3a: Erneuter Abriss. Die Schaltung (das Bild ist von www.moser-bs.de geholt und gemäß dieser Lizenz
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Bild 3b: Die fertige Schaltung v2. Die Schaltung (das Bild ist von www.moser-bs.de geholt und gemäß dieser Lizenz
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Der Rest vom Update mitsamt der Bilder ist dann unten auf der Seite.

Schaltungen im Kleinen

Nachdem alle Randbedingungen klar eingehalten werden konnten, war die Platine für die Spannungswandlung und den Blinkgeber eher weniger interessant.


Bild 4: Schaltung Spannungswandler für 5 V


Bild 5: Ein mögliches Layout. Wie es wirklich war, kann ich nicht sagen, weil es außer vier recht ähnlichen groben Entwürfen nichts mehr gibt und den Deckel zum Fotos schießen runter zu schrauben ist mir gerade zu doof.


Bild 6: Astabiler Multivibrator für die Blinker


Bild 7: Das gemäß der Aufzeichnungen wahrscheinliche Layout des Blinkgebers. Die Top-Layer ist ein Stück Draht. Die Packages der Schraubklemmen scheinen mir irgendwie kleiner als die, die ich hatte.

Die Schaltungen sind im Batteriegehäuse untergebracht.

Bauliche Veränderungen und LEDs

Um die LEDs in den Lampen unterzubringen gab ein paar nicht wiederherstellbare Änderungen an den Lampen-Innenleben. Die Lampen und Fassungen der Blinker mussten weichen, im Rücklicht war nach dem Rausschrauben der Lampen genug Platz. Die Sockel konnten drin bleiben Dann wurden die Platinen für die LEDs entworfen. Schön auf dem Papier und mit spannenden Anhalte-  und Messorgien.

Die auf den Platinen verwendeten LEDs:

  • Leerlauf: 1 x KingBright L-7524VGC-H (Super Bright Green, 25 mA, 3.8 V)
    R für 1 LED: ~ 48 Ohm
  • Rücklicht: 6 x KingBright L-53SRC-F (Super Bright Red, 25 mA, 1.85 V)
    R für je 2 in Reihe geschaltete LEDs: ~ 52 Ohm
  • Bremslicht: 12 x KingBright L-53SRC-F (Super Bright Red, 25 mA, 1.85 V)
    R für je 2 in Reihe geschaltete LEDs: ~ 52 Ohm
  • Blinker: 2 x 2 x 6 x Osram LO 543B-BWDW-24 (Orange, 25 mA, 2.06 V)
    R für je 2 in Reihe geschaltete LEDs: ~ 34 Ohm


Bild 8: Die Platine für das Rücklicht; Aussparungen für die Blendbleche und die Kontakte sind vorhanden genauso wie Pläne für LEDs (kurze Striche von Pin zu Pin).


Bild 8: Schnittzeichnung vom Blinker


Bild 9: Vorder- und Rückseitenplatine der Blinker mit den belegten Lochrasterbohrungen

Durch die Blinkerhalterung musste noch ein drittes Loch für die dritte Ader gebohrt werden.

Update zweiter Teil

Der Kill-Taster ist wie in Bild 3b zu sehen in die Schaltung integriert. Um auch hier nicht unnötig Kabel zu kürzen ist dieser mit Flachsteckern an die bestehenden Hülsen angesteckt. Die schwarzen Isolatoren sind im 3D-Drucker entstanden. Genauso wie die neue Elektronikkiste und wie die Abdeckung für die Löcher unter dem Taster. Die weiteren Bilder siehe unten in der Galerie.

Überraschender letzter Schritt

Durch den Umbau war auch die Parkleuchte obsolet. Die würde nämlich von der Batterie gespeist. Und da sie ohnehin nicht sonderlich hübsch war und der Tacho außer der Gesamtkilometer sowieso nur quatsch anzeigt, kam kurzerhand ein Fahrradcomputer dran. Der Bauplan für den Diebstahl- aber nicht vandalismussicheren Tachohalter ist das letzte Bild, gefräst hat freundlicherweise mein "Q-Seng".


Bild 10: Tachohalter

erstellt 2013-08-14, 03:55:16
aktualisiert 2014-10-06, 07:17:11